Investieren in IPOs: Das goldene Ei oder eine Blase, die zu platzen droht?

Finanzielles Wohlbefinden

Man sagt, je früher Sie in ein Investment einsteigen, desto besser sind Ihre Erträge. Das ist der Reiz einer IPO, des ersten Börsengangs eines Unternehmens. Man will so früh wie möglich in ein aufstrebendes Unternehmen investieren, um exponentielle Gewinne zu erzielen. Ein Jammer, dass nicht alle Börsengänge gut verlaufen. Solche Investitionen könnten in der Tat riskanter sein als man erwartet. Ist ein Investment in IPOs also eine vernünftige Sache? Oder sind es einfach nur risikoreiche Anlagen, um die Investoren sich streiten?

Investieren in IPOs

Was sind IPOs?

Wenn ein Unternehmen wächst, hat es eine Reihe von Möglichkeiten, für die Aufrechterhaltung seiner Geschäftstätigkeiten Kapital zu beschaffen. Eine Möglichkeit könnte die Ausgabe von Unternehmensanleihen sein, eine andere die Verwendung von Fremdkapital, um sofort Zugang zu Finanzmitteln zu erhalten, welche dann inklusive Zinsen an die Kreditnehmer zurückgezahlt werden. Und schließlich gibt es die Möglichkeit, das Unternehmen in Aktien zu splitten und einen Teil dieser Aktien an Investoren zu verkaufen.

Die letzte genannte Methode wird als Initial Public Offering (IPO) bezeichnet, was letztendlich auf Deutsch nichts anderes als einen ersten Börsengang eines Unternehmens bedeutet. Bei einem Börsengang besitzen die Anleger, welche Aktien einer frisch gebackenen Aktiengesellschaft erwerben, einen anteiligen Betrag am Eigenkapital der ihr zugrunde liegenden Firma. Wenn Sie eine Aktie von Amazon kaufen, besitzen Sie eine Beteiligung am Unternehmen Amazon (die, wie Sie vielleicht erraten haben, sehr klein ist). Doch durch den Verkauf des Eigenkapitals des Unternehmens kann mehr Kapital generiert werden, um das zugrunde liegende Geschäft noch weiter auszubauen.

IPOs sind auch eine gute Möglichkeit, frühen Investoren wie Risikokapitalgebern und Unternehmensengeln Gewinne zu verschaffen. Bei der Ausgabe von Aktien durch einen Börsengang erhalten diese Frühinvestoren Aktien in Höhe ihrer frühen Beteiligung am Unternehmen, über die sie dann nach dem Börsengang des Unternehmens frei verfügen können.

Auf den Zug aufspringen

Für Investoren, die ganz zu Beginn eines Börsengangs einsteigen können, kann dies enorme Renditen bedeuten. Der Grund dafür ist, dass das Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Börsengangs bereits große Aufmerksamkeit für sein Wachstum und seine Rentabilität erlangt hat.

Das Streaming-Unternehmen Roku hat sich 2017 für seinen Börsengang entschieden und notierte damals bei 14 $ pro Aktie. Zwei Jahre später kostet die Aktie aktuell mehr als 65 $ und zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung. Twitter hatte bei seiner IPO einen Preis von 26 $ und obwohl das Unternehmen seine Höhen und Tiefen hatte, notiert es derzeit bei über 40 $ pro Aktie. Facebook ist eine weitere Erfolgsgeschichte des Börsengangs von sozialen Medien. Die Aktien kosteten anfangs 38 $ und sind zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung nun fast 200 $ wert.

Natürlich gibt es einige IPO-Erfolgsgeschichten, die die Investoren immer wieder ihr Glück versuchen lassen. Doch neben jedem erfolgreichen Börsengang gibt es auch einige, die auf dem Weg dorthin ins Stocken geraten und den Investoren erhebliche Verluste bescheren.

IPO success stories

Kaufen Sie nicht immer den Hype

IPOs sind zwar häufig eine gute Investition, oft sind sie aber auch mit einem großen Hype verbunden, was zu überhöhten Preisen führt. Namhafte Unternehmen haben ihre Aktien unmittelbar nach einem Börsengang ins Wanken geraten sehen. Sie mussten feststellen, dass der vom Unternehmen und den Versicherern angesetzte Preis zu hoch angesetzt war.

Es gab einige Börsengänge, bei denen Investoren Millionen von Dollar verloren haben. Viele dieser historischen Fehlschläge stammten von stark gehypten Technologieunternehmen, von denen man annahm, dass ihr Wert höher war als ihr bisheriges Geschäft.

  • Pets.com sammelte 82,5 Millionen Dollar in seinem Börsengang kurz vor dem Dotcom-Crash ein und war weniger als ein Jahr später pleite.
  • Das Social-Media-Unternehmen theGlobe.com verzeichnete 1994 an seinem ersten Handelstag einen Sprung von über 600 %, den größten IPO-Sprung der Geschichte. Doch das Unternehmen überlebte nicht lange und war 2007 tot.
  • Das internetbasierte Logistikunternehmen Webvan.com war ein Pionier im Bereich der Lebensmittelversorgung, war jedoch wahrscheinlich seiner Zeit voraus. Das Unternehmen konnte 1999 375 Millionen Dollar aufbringen, nachdem es nur zwei Jahre später am Ende war. Die Behauptung des Unternehmens, Lebensmittel in 30 Minuten oder weniger liefern zu können, war mehr Fiktion als Realität.

Es gibt andere Fälle, die keine solch großen Narben in der Börsengeschichte hinterlassen haben, die bei ihrem Börsengang im Vergleich zu dem zugrunde liegenden Geschäft jedoch deutlich zu teuer angesetzt waren. Snapchat beispielsweise stieg an seinem ersten Handelstag im Jahr 2017 um 44 %, nachdem das Unternehmen auf rund 33 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde. Seitdem ist es jedoch mit dem Zuckerschlecken vorbei, denn die Aktie wird derzeit bei weniger als 50 % des IPO-Preises von 24 US-Dollar gehandelt.

Die Wahrheit ist, dass auch wenn sie zu den spannendsten Investitionen gehören, IPOs statistisch gesehen deutlich schlechter abschneiden als der Markt. Einer Studie zufolge erzielen IPOs in den ersten fünf Jahren nur eine Rendite von 5 %, verglichen mit 12 % bei Unternehmen ähnlicher Größe.

Renditen könnten Zeit brauchen

Investoren sind immer auf der Suche nach dem schnellsten Geld. Börsengänge sind zwar potenziell lukrativ, erfordern aber möglicherweise eine mehrjährige Haltedauer, bevor sich die Investments wirklich auszahlen. Denn Unternehmen, die an die Börse gehen, sind in der Regel nicht voll ausgereift und leiden an Wachstumsschmerzen.

Nehmen Sie als Beispiel Apple. Das Unternehmen gab seinen Börsengang 1980 zu einem Preis von 22 US-Dollar pro Aktie bekannt. Die Aktie dümpelte mehrere Jahre lang vor sich hin und brachte kaum Rendite. Dann, 1987, startete Apple durch, splittete seine Aktien und bot die erste Welle positiver Renditen für die Investoren.

Apple IPO

Das nächste Jahrzehnt war jedoch wieder Flaute und erst mit der Jahrtausendwende zeigte sich Apple wieder auf dem Spielfeld. Doch dann platzte die Dotcom-Blase und durch den anschließenden Markteinbruch musste die Aktie herbe Verluste hinnehmen.

Weitere fünf Jahre des Stillstands dauerte es, bevor Apple zu dem Unternehmen wurde, das wir heute kennen. Infolgedessen begann der Aktienkurs exponentiell zu steigen. In den letzten 15 Jahren hat sich Apple als eine der besten Aktien auf dem Markt etabliert. Wenn Sie also die Apple-Aktie seit dem Börsengang gehalten hätten, hätte sie Ihnen heute über 50.000 % Rendite eingebracht. Das macht aus einer Investition von 100 $ bei der IPO heute 50.000 $!

Wie Sie sehen können, kann das Investment in eine IPO für Investoren erhebliche Gewinne bedeuten, die jedoch einige Zeit auf sich warten lassen können.

Bevorstehende interessante IPOs

In der IPO-Welt werden die Schlagzeilen nach wie vor von Technologieunternehmen beherrscht. Der Fahrdienst-Vermittler Lyft hatte kürzlich seinen Börsengang, während der Konkurrent Uber erst in der vergangenen Woche den größten Börsengang der Dekade durchführen könnte. Es wird gemunkelt, dass sich auch Airbnb auf seinen Börsengang im Laufe dieses Jahres vorbereitet, es kann jedoch auch sein, dass sie sich erst 2020 zu diesem Schritt entscheiden. Asana, die Projektmanagement-App, wurde kürzlich mit 1,5 Milliarden US-Dollar bewertet und könnte einen Börsengang planen, das Unternehmen lehnt es aber ab, sich zu diesen Gerüchten zu äußern.

Slack war die bisher interessanteste IPO des Jahres. Anstelle eines traditionellen Börsengangs entschied sich das Unternehmen für eine Direktplatzierung, dessen Hauptzweck es nicht ist, dem Unternehmen Geld einzubringen, sondern es bisherigen Investoren ermöglicht, bestehende Anteile einfach zu verkaufen. Das ist zwar eine viel billigere Art des Börsengangs, bringt dem Unternehmen aber kein Kapital ein.

Alle diese IPOs sind Unternehmen, in die aufgrund ihres Gewichts am Markt hohe Erwartungen gesetzt werden. Positive Renditen sind jedoch alles andere als garantiert. Stellen Sie deshalb unbedingt sicher, dass Sie Ihr Investment sorgfältig auswählen.

UBER IPO

So investieren Sie in IPO-Aktien

Im Gegensatz zum Aktienkauf, wenn das Unternehmen bereits an der Börse ist, kann das direkte Investieren in eine IPO schwierig sein. Insbesondere wenn es sich um Aktien handelt, um die alle Investoren kämpfen.

IPOs werden in der Regel nur von bestimmten Brokerfirmen mit Zugang zu den speziellen Aktien angeboten. Darüber hinaus können diese Broker Beschränkungen für die Anleger, wie beispielsweise einen Mindestanlagebetrag, eingerichtet haben, da Börsengänge als extrem volatil und risikoreich gelten. Zum Beispiel bietet TD Ameritrade IPO-Investitionen an, aber nur für Interessenten mit einem Mindestkapital von 250.000 US-Dollar und dem IPO-Berechtigungsformular bei der FINRA. Andere Unternehmen, wie Fidelity, fordern ein bestimmtes Privatvermögen und den Kauf von mindestens 100 IPO-Aktien.

Das Investieren in IPOs ist zwar äußerst riskant, kann aber ebenso lukrativ sein. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und machen Sie sich mit allen Risiken vertraut, die mit solchen Investitionen verbunden sind, bevor Sie sich ins Getümmel stürzen.

Hinweis: Die Informationen in diesem Beitrag dienen ausschließlich dem Bildungszweck und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen. Bitte konsultieren Sie einen Fachmann, bevor Sie finanzielle Entscheidungen treffen.