Oktober: Fintech-News

Finanzielles Wohlbefinden

2022 ist ein Jahr voller Herausforderungen für Fintech-Unternehmen. Sich anbahnende Rezessionen, steigende Zinssätze und sinkende Bewertungen haben die Landschaft der Tech-Startups zweifelsohne verändert. Aber es gibt durchaus auch positive Aspekte und spannende Entwicklungen in diesem Bereich. Sehen wir uns einige der aktuellen wichtigen Ereignisse in der Fintech-Branche an.

Die Gründerzeit ist vorbei. Die Zahl der neuen Fintech-Startups ist um 80 % zurückgegangen.
Die Gründerzeit ist vorbei. Die Zahl der neuen Fintech-Startups ist um 80 % zurückgegangen.

Rückgang bei Fintech-Gründungen und weniger Fusionen und Übernahmen von Unternehmen

Derzeit ist es schwierig für die Fintech-Branche, insbesondere nach dem Boom der letzten Jahre. Laut der Studie „State of European Fintech“ von Finch Capital ist die Zahl der neuen Fintech-Unternehmen zwischen 2021 und 2022 um 80 % zurückgegangen, wobei Risikokapitalgeber ihre Investitionen in die Branche um 50 % reduziert haben.

Öffentliche Fintech-Exits sind um 74 % zurückgegangen, und auch die Aktivitäten im Hinblick auf Fusionen und Übernahmen von Unternehmen sind rückläufig. Eine Ausnahme scheinen dabei Fusionen und Übernahmen bei kleineren Deals zu sein, insbesondere bei jenen im Wert von bis zu 200 Millionen Euro.

Die deutsche Neobank N26 führt den Kryptowährungshandel ein

Die führende Neobank N26 hat den Kryptowährungshandel für ihre Kunden durch eine Partnerschaft mit Bitpanda, einer österreichischen Handelsplattform, eingeführt. Zunächst wird der Handel über die N26-App nur für österreichische Kunden verfügbar sein, obwohl das Unternehmen plant, die neue Funktion im Laufe der nächsten sechs Monate auch in anderen europäischen Ländern einzuführen.

In die N26-App wurde in Kooperation mit Bitpanda eine Funktion für den Handel mit Kryptowährungen integriert.
In die N26-App wurde in Kooperation mit Bitpanda eine Funktion für den Handel mit Kryptowährungen integriert.

Die App unterstützt derzeit den Handel mit 100 verschiedenen Kryptowährungen, und das Unternehmen geht davon aus, dass es zukünftig fast 100 weitere digitale Währungen unterstützen wird. N26-Kunden können so Kryptowährungen direkt über ihre N26-Konten und die N26-App finanzieren, abheben und mit ihnen handeln.

Obwohl N26 dank mehrerer erfolgreicher Finanzierungsrunden über ausreichend Kapazitäten verfügt, fährt die in Berlin ansässige Bank aufgrund der hohen Betriebskosten immer noch erhebliche Verluste ein.

Weiterer Schritt von Coinbase in Richtung europäische Expansion

Nach einem Treffen mit den Aufsichtsbehörden zu Beginn des Jahres hat die amerikanische Kryptobörse Coinbase Daniel Seifert zum regionalen Geschäftsführer für Europa ernannt. Daniel Seifert, der ehemalige COO der Solarisbank, soll die Expansion von Coinbase auf dem europäischen Markt leiten.

Ziel von Coinbase ist – wie das anderer Börsen und des gesamten Kryptowährungsmarkts – die Erschließung neuer Möglichkeiten für Umsatzsteigerungen, da sich viele Investoren zurückgezogen haben. Nach dem Börsengang im April 2021 erlitt die Aktie von Coinbase katastrophale Verluste und verlor in diesem Jahr nahezu 75 % ihres Wertes.

Entlassungswelle in der Fintech-Branche setzt sich fort

Die Sicherheit der Arbeitsplätze in Fintech-Unternehmen aller Größenordnungen ist bedroht, da in der gesamten Branche immer mehr Mitarbeiter entlassen werden.

Vielen Mitarbeitern in der Fintech-Branche droht nach wie vor der Verlust des Arbeitsplatzes.
Vielen Mitarbeitern in der Fintech-Branche droht nach wie vor der Verlust des Arbeitsplatzes.

Klarna und Stripe, zwei der größten europäischen Fintech-Unternehmen, haben es diesem Jahr mit einem Rückgang der Bewertungen um 85 % bzw. 64 % sehr schwer. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr kündigte Klarna Entlassungen an, obwohl das Unternehmen im Juli 800 Millionen Dollar einnahm. Unterdessen lässt der Online-Bezahldienst Stripe mit Sitz in den USA durchblicken, dass er die Zahl der Mitarbeiter durch leistungsbezogene Entlassungen verringern will.

Auch wenn der europäische Markt nicht von Entlassungen und Kostensenkungen verschont geblieben ist, wurden doch weniger Mitarbeiter europäischer Fintech-Unternehmen im Vergleich zu ihren amerikanischen Kollegen entlassen. Die US-amerikanischen Unicorns Brex und MX haben beide die Zahl ihrer Mitarbeiter reduziert und als Grund für die Entlassungen im Oktober externe Herausforderungen angegeben.

Ein Blick in die Zukunft

Insgesamt scheint die Fintech-Branche mittendrin in einer Phase der Beruhigung und Konsolidierung zu stecken. Risikokapitalgeber gehen auf Nummer sicher und schrauben ihre Kapitalbindung zurück, und nur einige wenige entschlossene Unternehmer gründen neue Fintechs. Auch wenn die Lage derzeit wenig erfreulich erscheint – die Hoffnung auf eine bessere Zukunft könnte im Zusammenspiel von einer Anhäufung von „Dry Powder“ (überschüssiger Liquidität) durch Risikokapitalgeber und einer abnehmenden Zahl von Start-ups, in die investiert werden kann, liegen.