P2P-Investitionen in der aktuellen Krise – von Carmen Corral

Finanzielles Wohlbefinden

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen denen des Gast-Bloggers und spiegeln nicht unbedingt die offizielle Unternehmenspolitik oder Position von Bondora wider.

Mein Name ist Carmen Corral und in meinem Blog invertirenprestamosp2p.com schreibe ich über Crowdlending-Investitionen. Ich bin Co-Autorin und Übersetzerin der spanischen Version des Bestsellers Investieren in P2P-Kredite: Was man wissen sollte, wie man Fehler vermeidet und erfolgreich investiert der bekannten deutschen Investoren Lars Wrobbel und Kolja Barghoorn. Außerdem habe ich eine spanischsprachige Crowdlending-Community auf Facebook gegründet. Hier können sich Investoren über ihre Ansichten und Erfahrungen zum Thema Crowdlending austauschen. In diesem Blogpost möchte ich erzählen, wie mein Portfolio zurzeit aussieht und was ich angesichts der aktuellen ökonomischen Lage über P2P denke.

Carmen Corral
Carmen Corral

Mein Portfolio

Ich habe ein diversifiziertes Portfolio, aber den größten Anteil macht Crowdlending aus. Was mich von vielen anderen Investoren unterscheidet: Meine allererste Investition war ein P2P-Kredit. Das ist etwas ungewöhnlich, aber ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin und dass auch andere ihre ersten Investitionsschritte im Bereich P2P gemacht haben. Für mich war es die beste Wahl, denn diese Art der Investition fand ich viel besser verständlich als z. B. Aktien oder Kryptowährungen. Jeder weiß schließlich, wie ein Kredit funktioniert. Das war ein guter Einstieg in die Investitionswelt, die auf mich damals sehr unklar und komplex wirkte. Inzwischen investiere ich in sowohl in P2P-Kredite als auch in Aktien und Kryptowährungen.

Zu Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 arbeitete ich bei einem Finanzinstitut, das Kredite an Verbraucher vergab. Es ging dabei zwar nicht um Peer-to-Peer-Finanzierungen, aber die Art der Produkte, die Kunden und das Marketing hatten sehr viel Ähnlichkeiten mit den P2P-Kreditprodukten, in die ich heute investiere. Hier können Sie mehr darüber erfahren. Lassen wir aber die Vergangenheit hinter uns und konzentrieren uns darauf, was jetzt wichtig ist: die Gegenwart und die Zukunft angesichts der aktuellen Krise.

In diesem Blogpost äußere ich meinepersönliche Sichtweise auf die aktuelle Situation und meine Vermutungen darüber, was für Auswirkungen sie aktuell und in Zukunft auf P2P-Investitionen haben wird. Meine Überlegungen mögen umfangreich wirken, altbekannte Gedanken enthalten und sich mit einigen Themen zu lange beschäftigen. Ich finde aber, dass es wichtig ist, sich die Gesamtsituation anzusehen und alles zu berücksichtigen, selbst die offensichtlichen Dinge.

Eine Krisensituation – nicht nur für die Wirtschaft

Die Coronakrise hat zu sehr viel Unsicherheit geführt, und leider ist noch kein Ende in Sicht. Diese Unsicherheit spielt nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im persönlichen Leben von uns allen eine Rolle. Wir fragen uns: Was bringt die Krise alles noch mit sich, was können wir diesen Sommer machen, was passiert mit unseren Jobs und unserer Art zu leben?

Wir befinden uns zwar in einer Krise, aber das ist noch lange kein Grund für Panik
Wir befinden uns zwar in einer Krise, aber das ist noch lange kein Grund für Panik

Wenn uns bewusst wird, dass das Leben von uns allen unvorhersehbar und unsicher geworden ist, können wir besser nachvollziehen, dass genau das Gleiche für die Wirtschaft gilt.

Man kann zwar bestimmte Aussagen für die Zukunft treffen, wenn man von vergangenen Wirtschaftskrisen ausgeht, aber das ist kein besonders zuverlässiger Blick auf die Zukunft, denn wir haben, solange wir denken können, noch keine Krise wie die jetzige erlebt. Die bisherigen Krisen waren Wirtschaftskrisen, jetzt haben wir eine Gesundheitskrise mit wirtschaftlichen Konsequenzen.

Manche, vor allem hier in Spanien, glauben, nach dem Ende der Lockdowns bereits das Schlimmste der Krise hinter sich zu haben. Ich glaube jedoch nicht daran. Die neue Normalität wirkt sich auf zu viele Branchen gravierend aus, nicht nur auf den Tourismus und das Gastgewerbe, und sie hat weitreichende Konsequenzen für fast die gesamte Wirtschaft.

P2P-Kredite in der Wirtschaftskrise

Sehen wir uns jetzt aber das eigentlich interessante Thema an: P2P-Kreditinvestitionen. Ich habe dieses Thema zunächst auf globaler Ebene betrachtet, um zu zeigen, wie sich die aktuelle Situation auf uns alle auswirkt. Die Folgen der Krise gehen über die Weltwirtschaft und die Märkte hinaus, denn beim Crowdlending investieren wir in Personen, denen wir unser Geld mit dem Ziel leihen, es später inklusive Zinsen zurückzuerhalten. Was mit unseren Investitionen geschieht, hängt also entscheidend davon ab, ob diese Personen ihren Rückzahlungen nachkommen können.

Aber nicht nur die Finanzsituation der Kreditnehmer wirkt sich auf unsere Investitionen aus. Auch das Verhalten der Investitionsplattformen, die als Vermittler fungieren, spielt eine Rolle. Wie sie ihr Business führen, ist jetzt wichtiger denn je.

Die globale Krise wirkt sich auf das Verhalten der Kreditnehmer aus und damit auch auf die Investoren
Die globale Krise wirkt sich auf das Verhalten der Kreditnehmer aus und damit auch auf die Investoren

Einerseits ist zu erwarten, dass es mehr ausstehende Zahlungen geben wird. Manche Kreditnehmer werden ihren Job verlieren oder weniger Einkünfte haben und bei den Kreditrückzahlungen in Verzug geraten. Das Risikoprofil vieler (nicht aller) P2P-Kreditkunden ist hoch. Dies wissen die Kreditgeber und sind im Vergleich zu den traditionellen Banken eher bereit, sich mit dieser Situation zu arrangieren. Eine hohe Anzahl von Rückständen und ausstehenden Forderungen ist für sie nichts Ungewöhnliches, und sie sind auf solche Risiken vorbereitet. Aber die Situation kann auch außer Kontrolle geraten, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden.

Andererseits ist aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ein Anstieg der Kreditnachfrage bei einem potenziell höheren Risikoniveau zu erwarten. Die allgemeine Unsicherheit führt außerdem dazu, dass die Risikomodelle unzuverlässiger werden. Eine gute Kreditvergabeplattform muss daher alle ihre Verfahren, Scoring-Modelle und Vergabekriterien auf den Prüfstand stellen. Selbst bei einer steigenden Kreditnachfrage ist davon auszugehen, dass weniger Kredite abgeschlossen werden, da das Risikoniveau aufgrund der aktuellen Unsicherheiten zu hoch ist.

P2P-Investitionen in der COVID-19-Krise

Wenn weniger Kredite vergeben werden, hängt unser Geld vielleicht auf einer Crowdlending-Plattform fest und wartet darauf, investiert zu werden. Das könnte allerdings letztendlich besser sein, als es in Kredite zu investieren, die ohne Sinn und Verstand vergeben werden und ein sehr hohes Risiko aufweisen.

Eine weitere Auswirkung, die eine höhere Nachfrage nach Investoren und ein geringeres Angebot an Kreditnehmern nach sich ziehen könnte, wäre ein niedrigerer Zinssatz für Investoren auf den Plattformen. Das bedeutet aber nicht, dass das Risiko geringer ist, sondern nur, dass für die jeweilige Crowdlending-Plattform eine höhere Marge übrig bleibt.

Manche Länder haben Zahlungspausen und Zahlungsmoratorien während der Krise erlassen. Als Investorin möchte ich eigentlich nicht, dass mein Geld auf einer Plattform liegt und keine Rendite erzeugt, aber ich verstehe auch die aktuelle Situation der Kreditnehmer. Kurzzeitige Zahlungsmoratorien sind besser als eine langfristige Zunahme der Zahlungsrückstände.

Viele Kreditnehmer könnten in Zahlungsschwierigkeiten geraten
Viele Kreditnehmer könnten in Zahlungsschwierigkeiten geraten, was zu höheren Ausfallraten führt

Zahlungsverzögerungen und -ausfälle wirken sich unterschiedlich auf unser Portfolio aus. Das hängt unter anderem davon ab, ob es eine Rückkaufgarantie gibt und ob Zinsen während der Verzögerung entstehen. Die größten Auswirkungen hat die Situation jedoch auf die P2P-Kreditplattformen. Wenn sie das Rückzahlungsverhalten der Kreditnehmer nicht effizient im Blick behalten und die Anzahl der Zahlungsversäumnisse zum Beispiel zu sehr steigt, kann dies zu einer nicht mehr tragbaren Situation führen und die Plattform letztendlich in den Kollaps führen.

Daher ist es wichtiger denn je, bei der Auswahl der Plattform sorgfältig vorzugehen und Investitionen nur bei soliden Anbietern mit einer überzeugenden Erfolgsbilanz und einem effektiven Krisenmanagement zu tätigen. Sie mögen vielleicht Maßnahmen ergreifen, die uns nicht gefallen, aber notwendig sind, um die Interessen aller Investoren zu schützen und dadurch das Überleben der Plattform zu sichern. In der jetzigen Zeit sollten wir keine zu hohen Risiken eingehen, um vielleicht eine bessere Rendite zu erzielen. Besser ist es, eher konservativ zu handeln und sich Plattformen mit einer nachgewiesenen Expertise und Stabilität auszusuchen.

Das ist meine persönliche Meinung zu diesem Thema.Wenn Sie eine andere haben und mir dies mitteilen möchten, freue ich mich sehr darüber. Sie erreichen mich über meine Website invertirenprestamosp2p.com oder die Crowdlending-Community auf Facebook.